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Unser Wort zum Sport: Schalke zum Jahreswechsel 2023/24

Der Abstieg aus der 1. Liga, der tiefe Fall in den Keller der 2. Liga: Sportlich ist es alles andere als rosig um unseren FC Schalke 04 bestellt. Ein Wort zum Sport von Finanzvorstand Michael Mülder und Vorsitzenden Alfred Gäbelein. 

Schalke im Winter 2023: Einen Aufstiegskader wollten die Schalker nach dem Abstieg zusammenbauen. Der direkte Wiederaufstieg war das erklärte und klare Ziel. Zu Recht! Alles andere wäre bei einem Verein unserer Größenordnung unglaubwürdig gewesen, zumal der Etat mit rund 20 Millionen Euro zur Spitze in der 2. Liga zählt.

Die Realität im Winter 2023 sieht für unseren S04 leider finster aus. Hinten hagelt es Gegentore, vorne fehlt oft die Effizienz. Unsere Abwehr präsentierte sich x-fach lückenhaft und fehlerbehaftet. Mit Marius Müller, Michael Langer, Justin Heekeren und Ralf Fährmann hüteten nach 10 Spieltagen bereits vier Keeper das Schalker Tor. Unser Offensivspiel ist zu häufig von absoluter Harmlosigkeit geprägt und lediglich Standards strahlen bisweilen Gefahr aus.

Mit fast jedem Spieltag wird eine dramatische Selbstüberschätzung deutlicher, Schalke steckt in der größten Krise seit Jahrzehnten und die amateurhafte Kaderplanung lässt den Abgrund immer näher rücken. Der jahrelange Europapokal-Dauergast, deutscher Vizemeister von 2018 und Champions-League-Achtelfinalist von 2019 taumelt der 3. Liga entgegen.

Ließ die nur knapp verpasste Aufholjagd in der Rückrunde 2022/23 noch im übertragenen Sinn für ein paar Wochen die Sonne über dem Berger Feld scheinen, sind alle Träume erst mal weit weg und die Realität für Königsblau heißt Abstiegskampf in der 2. Liga, begleitet von Problemen auf allen Ebenen: Fehlstart, Fitnessproblem, Fanprotest, Finanznot und Führungsvakuum. Mit einer Vielzahl erdrückender Probleme hat man sich in Gelsenkirchen zu Beginn der dunklen Jahreszeit zu beschäftigen.

Schalke ist im Herbst / Winter 2023 voller Baustellen. Die Mannschaft, die von Experten vor der Saison als eine der besten in der 2. Liga eingeschätzt wurde, präsentierte sich in der ersten Phase der Saison spielerisch dünn, anfällig und sehr verunsichert. Statt ihrer Favoritenrolle durch Dominanz und Ballsicherheit Ausdruck zu verleihen, hechelten die Schalker ihren Gegnern fast nur hinterher.

Wir sind meilenweit davon entfernt, Gegner zu dominieren. Das kann nicht der Anspruch des FC Schalke 04 sein!

Zwischenzeitlich wandten sich selbst die geduldigsten Fans, seit Jahren frustriert und leidgeprüft in immer neuen Krisen, nach desolaten Auftritten in Paderborn und Karlsruhe von der Mannschaft ab und stellten demonstrativ die Unterstützung ein, nachdem man Woche für Woche enttäuschter war über das, was man geboten bekam.

Der lange Zeit aufgrund seiner Persönlichkeit schon als absolut schalketauglicher Heilsbringer und Idealbesetzung mit langfristiger Perspektive glorifizierte Thomas Reis, dem zugetraut wurde, eine Ära zu prägen, Trainer Nr. 20 auf Schalke seit Sommer 2002, als mit Huub Stevens letztmals ein Coach seinen Vertrag erfüllte, wurde im Oktober nach sieben Spieltagen als Tabellen-16. vom bis dato in Deutschland eher unbekannten englischsprachigen Trainer Nr. 21 Karel Geraerts abgelöst. Immerhin „Trainer des Jahres“ in unserem Nachbarland Belgien, dessen Philosophie die bisherige Kaderplanung der Königsblauen ein Stück weit konterkariert.

Denn unsere im Abstiegskampf der 2. Liga steckende Truppe ist alles andere als maßgeschneidert für die Ideen des Belgiers, der dominanten Ballbesitz mit Sieger- und Malocher-Mentalität sowie eine Grundordnung im 3-5-2-System favorisiert und seit seinem Amtsantritt umgehend versucht, diese umzusetzen. Die drei Innenverteidiger sollen sich immer wieder ins Aufbauspiel einschalten, andribbeln oder mit Pässen für Überzahl sorgen. Für die Außenbahnen werden zwei Schienenspieler benötigt, die mit defensivem Auge und offensiver Durchschlagskraft die gesamte Länge des Spielfelds bearbeiten können, wobei sich insbesondere die Rechtsverteidigerposition als problematisch erweist, denn der formschwache Henning Matriciani, Niklas Tauer und der häufig verletzte Cedric Brunner kommen von ihrer Spielweise her eher als rechte Innenverteidiger infrage.

Gefragt ist ein strukturiertes Kurzpassspiel aus der Abwehr heraus. Unser Personal aber ist schon seit einiger Zeit auf ein System mit Viererkette ausgelegt, so dass eine Schieflage zwischen Systemidee und Spielermaterial besteht. Vor allem bei der immer wieder im größeren Stil angelegten Zusammenstellung des Kaders unterliegt Schalke ständig Kurskorrekturen, da immer wieder das Personal gewechselt wird, was im krassen Gegensatz zu dem steht, was die Königsblauen eigentlich wollen: Kontinuität.

Nach der Corona-Saison 2020/21 als einer der schlechtesten Absteiger in die 2. Liga mit einem Champions-League-Budget mussten Spieler mit hohen Verlusten abgegeben und eine komplette Mannschaft neu aufgestellt werden, während gleichzeitig die Sanierung der Vereinsfinanzen in Angriff genommen werden musste. Nach dem Aufstieg 2022 gab es erneut wesentliche Veränderungen im Kader, was sich nach dem Wiederabstieg im Sommer 2023 wiederholte. Ein mürbe machender Teufelskreis, aus dem man schon seit Jahren nicht mehr herauskommt, aber herauskommen muss, um durch einen systematischen Kaderaufbau in den nächsten Jahren sportlich wieder an bessere Zeiten anzuknüpfen, was enorme Geduld erfordern kann. Geduld ist auf Schalke allerdings bekanntlich ein rares Gut.

Nach wie vor muss die Finanzabteilung versuchen, den Laden wirtschaftlich zu stabilisieren, was allerdings ein zwar auf 165,1 Millionen Gesamtverbindlichkeiten zum Stichtag 30. Juni 2023 geschrumpfter, aber weiterhin immenser Schuldenstand selbst bei einer Rückkehr in die Bundesliga erschwert. Über einen längeren Zeitraum wurde mehr Geld ausgegeben als eingenommen, was fast zum kompletten Zusammenbruch geführt hätte. Schulden, die Königsblau noch über mehrere Jahre begleiten werden. Nach üppigen Jahren und etlichen Umbrüchen muss quasi an allen Ecken gespart werden.

Sollte Schalke tatsächlich sportlich in die 3. Liga abstürzen, dürfte der unter höchsten Anstrengungen zusammengehaltene gewaltige Apparat den enormen Belastungen von u.a. 8 Millionen Euro jährlichen Zinszahlungen nicht mehr gewachsen sein, obwohl man mit der Veltins-Arena sowie den Catering- und Vermarktungsrechten über Vermögenswerte wie kaum ein anderer Verein im deutschen Profifußball verfügt. Nur: Was sind diese bei einem weiteren sportlichen Abstieg noch wert?

Öffentlich wird über mögliche Folgen eines Sturzes in die 3. Liga von den Verantwortlichen nicht gesprochen. Man weiß warum… Drittliga-Fußball dürfte in Gelsenkirchen unter den derzeitigen Gegebenheiten nicht zu finanzieren sein.

Zudem gibt es aktuell keinen Protagonisten, der im Stande wäre, dem sich schon länger in Strategien und Konzepten verrennenden Verein Konturen zu verleihen und nach außen ein Gesicht zu verleihen. Es fehlen Charisma und eine klare Kante, was bei einem so emotionalen Klub wie unseren eben nur bedingt funktioniert. Bei Teilen des Vereinsumfelds steht der Aufsichtsrat, dem man wenig Entscheidungsfreudigkeit nachsagt und kein gutes Händchen bei der Wahl des Personals [Vorstandsvorsitzender Bernd Schröder, Sportdirektor André Hechelmann] attestiert, massiv in der Kritik. Der Aufsichtsratsvorsitzende Axel Hefer hält sich bewusst sehr im Hintergrund, räumt zwar ein, dass ein Verein wie der FC Schalke 04 mindestens eine Person braucht, die in der Öffentlichkeit Gesicht zeigt, die aber nicht der Aufsichtsrats-, sondern der Vorstandsvorsitzende sein sollte.

Dieser soll ab Januar Matthias Tillmann sein, 39-jähriger Wirtschaftswissenschaftler, der Erfahrung im Bereich Marketing und Sponsoring sowie Kenntnisse in Finanzen, Strategie, Produktentwicklung und Contentproduktion mitbringt und mit dem Hefer sieben Jahre lang bei Trivago zusammengearbeitet hatte. Wir wünschen den Entscheidern ein gutes Händchen, um uns wieder auf einen Erfolgsweg zurückzuführen. 

Quelle: Infoflyer/Rundbrief Winter 2023/24