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Alex Jobst über Viagogo, die Strategie und neue Trikots

Kabinengespräch heißt das Format eines Großunternehmens mit 300 Millionen Euro Jahresumsatz, bei dem einer der drei Vorstände sich mit zwölf Außenstehenden über die Arbeit des Unternehmens unterhält. Es findet viermal im Jahr statt. So lernte ich am Dienstag den Alex kennen. Er nahm sich 110 Minuten Zeit und beantwortete all unsere Fragen. Willkommen beim geilsten Club der Welt – willkommen beim FC Schalke 04. Emspower-Webmaster Tobias berichtet.

<link internal-link internal link in current>Fotos aus der Schalke-Kabine

Alex ist Alexander Jobst, Vorstand Marketing und zuständig für ein Segment, das dem FC Schalke 04 e.V. Geld einbringt. Die Abteilung kostet auch Geld, ist laut Jobst von der Mitarbeiterzahl her auch die größte der Bereiche im Club – also auch vor der Abteilung Profifußball –, aber vor allem spielt sie Geld ein: Dadurch, dass sie die Profis vermarktet, Werbepartner sucht und betreut und sich auf neuen Marktfeldern versucht, neue Erlöskanäle zu erschließen.

Im Kabinengespräch kommt ein solches Vorstandsmitglied mit zwölf Fans zusammen. Die konnten sich per E-Mail bei der Abteilung Fanbelange, die den Abend organisiert, bewerben. Rund 70 Bewerbungen gingen diesmal ein, sagte Mitarbeiter Klaus Horstmann – er wählte dann aus. Die Gäste sind angehalten, nicht aus der Kabine selbst live zu berichten. Bei mehreren Aussagen betonte Alex Jobst, dass sie in diesem Kreise bleiben sollen. Darum fasse ich hier nur einige Aspekte grob zusammen.

Einige Themen:

Der Vorstand verfolgt eine gemeinsame Mission 2025, deren Ziel es ist, en FC Schalke 04 unter den Top-10-Fußballclubs in Europa zu positionieren – sportlich und wirtschaftlich. Diese Mission sei sein Antrieb, sagte Alex, und als Christian Heidel im Sommer in den Vorstand neu hinzukam, habe er dieses Ziel auch als seines begrüßt.

Das Wort Viagogo kommt Alex Jobst nicht mehr über die Lippen: Meine Frage, ob der Deal sein größter Fehler gewesen und ob er daraus am meisten über Schalke 04 gelernt habe, beantwortete er trotzdem. Ja, das sei zeitweise sehr schmerzhaft gewesen, so beschimpft zu werden. Vor allem die Jahreshauptversammlung, unter der auch seine Frau gelitten habe, die ihn an diesem Tag begleitet habe. Er habe viel daraus gelernt, auch darüber, wie der FC Schalke 04 tickt. Und hart daran gearbeitet, aus dem Deal wieder herauszukommen. Das sei über Gerichtsverhandlungen dann auch ohne Vertragsstrafen gelungen.

Darüber kamen wir auch zur Kartenzweitmarkt, der Kartenbörse: Die soll im Januar wieder an den Start gehen. Sie sei derzeit geschlossen, weil es eine große Softwareumstellung im Verein gebe. Man habe eine Prioritätenliste aufstellen müssen, wann welche Systeme wieder laufen müssten. Der Ticket- und der Fanshop hätten da Vorrang gehabt. Das habe alles mehrere Monate gedauert, nun sei aber bald die Ticket-Tauschbörse an der Reihe. Dass sie derzeit offline sei, sei auch daran zu erkennen, meinte ein Fan, dass bei einigen ausverkauften Heimspielen große Lücken in den Zuschauerreihen der Arena zu sehen seien. Das seien Dauerkarteninhaber, die ihre Karten nicht weitergeben könnten. Alex Jobst stimmte zu.

Über Clemens Tönnies, den Aufsichtsratsvorsitzenden, der Alexander Jobst vor fünf Jahren zum FC Schalke 04 holte: Er sei ein ganz wichtiger Berater für ihn, einer mit voller Hingabe und Leidenschaft für den Club, großem wirtschaftlichem Fachwissen und vielen wichtigen Kontakten in der Wirtschaftswelt. Wenn er nicht Aufsichtsratsvorsitzender wäre, meinte Alexander Jobst, dann stünde Schalke wirtschaftlich – und damit auch sportlich – nicht da, wo es heute steht. Davon sei er felsenfest überzeugt.

Über die neue Ruhe auf Schalke: Man habe sich vor der Saison im Vorstand gemeinsam darauf verständigt, so Alex Jobst – und dabei auch Clemens Tönnies einbezogen. Er bekomme so viele Anrufe von Journalisten, jeden Tag, dass die Verlockung natürlich groß sei, etwas zu sagen. Aber man sehe in dieser Hinserie, dass er, der das Commitment mitgetragen habe, sich daran halte – und das sei zum Wohle der Entwicklung im Verein. Tönnies dürfe qua Amt natürlich zum Beispiel jetzt zu Weihnachten etwas sagen, und das werde er in den nächsten Tagen sicher auch tun. Er möge gern vereinspolitische Entwicklungen kommentieren; aber die sportliche Entwicklung, die Arbeit, die Christian Heidel verantwortlich obliegt, die solle auch von Heidel kommentiert und einsortiert werden.

Die Bedeutung von eSports: „Aki“ Watzke hatte kürzlich bei einer Versammlung von Borussia Dortmund ja Seitenhiebe 30 Kilometer in Richtung Westen ausgeteilt. Unter anderem ging es um dieses Geschäftsfeld, auf dem sich der FC Schalke 04 seit etwa einem Jahr ausprobiert. Unter den Mitarbeitern des BVB habe es anschließend durchaus Verwunderung über die Aussage („Das ist vielleicht modern. Ich finde das komplett scheiße. Es hat sich in der Vergangenheit bewährt, dass wir nicht alles das machen, was der FC Schalke 04 macht“) gegeben. Man habe damit ein überschaubares Invest für drei Jahre, habe aber die Möglichkeit, die Marke „Schalke 04“ in einem weltweit großen Markt zu etablieren. In einem, den man mit Fußball nicht erschließen kann, wie die Menschen sich nicht gleich für Fußball interessieren. Die gesteigerte Markenbekanntheit könne aber anschließend dazu führen, dass man diese Leute auch für den Kernmarkt Fußball begeistere.

Die Internationalisierung: China und die USA habe der FC Schalke 04 als Kernmärkte definiert. Die Marke Schalke 04 sei nicht so schillernd wie Real Madrid oder Manchester United, werde weltweit aber vor allem mit der Knappenschmiede in Verbindung gebracht. Darum baue man in China vor allem darauf, mehrmals im Jahr mit Trainern der Nachwuchsabteilung Trainingscamps zu veranstalten, an deren Ende denen die größten Talente für vier Wochen in die Knappenschmiede nach Gelsenkirchen eingeladen würden. Die USA seien ein schwerer Markt, aber man erkenne, dass die junge Generation dort nicht unbedingt von den großen vier TV-Sportarten Basketball, Baseball, Eishockey und American Football begeistert seien, sondern der Soccer vor allem in dieser Altersklasse extrem beliebt sei.

Die aus Vermarktungssicht wichtigsten Spieler im Kader des FC Schalke 04: Vielleicht Benedikt Höwedes, Ralf Fährmann, Leon Goretzka und Max Meyer. Für den asiatischen Markt bleibe Atusto Uchida ein wichtiger Bestandteil. In Japan sei er einfach ein Popstar. Aber nicht nur aus Vermarktungsgründen habe man sich entschieden, ihn zu halten und behutsam wieder heranzuführen. Zurzeit halte sein Knie, nachdem er zwischenzeitlich kurz vor der Sportinvalidität gestanden habe.

Einen Automobil-Partner: Volkswagen habe lange beteuert, Partner bleiben zu wollen, dann aber unvermittelt sein Engagement aufgekündigt. Derzeit habe man zwar einen Partner, aber nicht den mit dem großen auch finanziellen Engagement, das man sich für die Zukunft wieder wünsche. BMW, Mercedes und Audi seien in anderen Clubs oder Sportarten im Markt aktiv, die kämen wahrscheinlich nicht infrage. Aber man arbeite daran und sei zuversichtlich.

Das Vermarktungsprinzip von Red Bull, derzeit in Leipzig: Allein aus Vermarktungssicht sei das Projekt mit dem Prickelsaft sehr erfolgreich. Aber mit Geld könne man eben alles schaffen. Er hätte an diesem Projekt persönlich keine Freude und würde dort nicht arbeiten wollen. Er finde die Herausforderung größer, Erfolg aus einem Traditionsverein heraus zu entwickeln.

Die Football-Leaks-Enthüllungen: Es sei bemerkenswert, wie gering der Aufschrei nach den ersten Veröffentlichungen geblieben sei. Er könne aber die Hand dafür ins Feuer legen, dass solche Machenschaften in Bezug auf den FC Schalke 04 nicht vorgekommen seien. Für manch einen Spielerberater könne er das sicher nicht gewährleisten, aber die Geschäfte des Vereins seien sauber.

Die Mitglieder-Entwicklung: Auch hier gab es einen Seitenhieb von Hans-Joachim Watzke. Borussia Dortmund hatte den FC Schalke 04 überholt bei der Zahl der Mitglieder. „Wir haben die Blauen abgehängt und die können uns nie wieder erreichen“, meinte er kürzlich. Alex Jobst sagt, es seien derzeit nur 800 Mitglieder Unterschied, das müsse man abwarten. Schalke habe noch reichlich Potenzial, das vor allem bei den Mitgliedern des Fanclub-Dachverbandes zu suchen sei. Dort gebe es viele Mitglieder, die nicht Mitglieder des FC Schalke 04 seien. Aber Borussia Dortmund habe in den vergangenen zehn Jahren großen sportlichen Erfolg mit weltweiter Anerkennung gehabt und gute wirtschaftliche Arbeit geleistet. Das führe eben bis heute dazu, dass der Verein bei jungen Leuten gut ankomme.

Die Ausrüster-Frage: Man wünscht sich einen Partner, der eine große Distribution im Handel gewährleiste. Schalke-Trikots müssten einfach in so ziemlich allen großen Sportartikel-Geschäften hängen. Ob es nach 2018 Adidas bleibe oder ein anderer, vielleicht einer der drei US-amerikanischen Ausrüster, werde, sei noch offen. Es werde sich aber wohl bis Mitte 2017 klären.

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<link http: wp.me p3d8kl-zm external-link-new-window external link in new>Dieser Beitrag erschien auch im Schalkeweb-Blog.