FC Schalke 04 FanclubEmspower Rheine e.V. 91

Ansetzungssorgen, cheap und Schlager - die Hertha-Tour

Es ist die alte Leier: Geht Emspower Rheine auf große Auswärtstour, also mit einem ganzen Bus voller Fanclubmitglieder, dann ist die Tour großartig, aber der Fußball des FC Schalke 04 mies. Das ist oft so, und oft sind die Touren mit den schwächsten Spielen die mit den unvergesslichsten Momenten und der besten Scheiß-Egal-Stimmung. So kann man unsere Fahrt nach Berlin zusammenfassen.

Büfettfahrt nennen wir das Spektakel: Einmal im Jahr machen wir einen ganzen Bus voll und fahren gemeinsam auf eine weitere Auswärtstour. Ein Bonbon für unsere Emspower-Mitglieder, die das gern annehmen. In diesem Jahr war unsere Büfettfahrt auch eine Jubiläumsfahrt: Denn wir feiern 25-jähriges Bestehen. Und darum fuhren wir nicht nur zum Spiel, sondern blieben gleich zwei Nächte in der Hauptstadt. Soll sich ja lohnen.

<link internal-link internal link in current>Unsere Fotos aus Berlin

Zwei Nächte? Das war eigentlich nicht geplant. Aber es war notwendig, weil die DFL sich zehn Tage vor dem Spiel erlaubte, das Gastspiel in Berlin auf einem Freitagabend anzusetzen. Schön für die bestimmt 5000 anreisenden Gästefans, dieses Duell so zu legen, dass viele sich schon morgens um 10 Uhr in der Heimat in Bewegung setzen müssen - an einem Freitag -, um pünktlich zum Anstoß in Berlin zu sein. Vielleicht wäre ja auch Stuttgart gegen Ingolstadt eine Option gewesen für den Freitagabend: kurze Anreise, kein Problem. Oder der Kassenschlager Hoffenheim gegen Wolfsburg mit seinen vermutlich 300 Gästefans. Naja, sei's drum. Der Schalker schluckt's und wundert sich dann auch nicht darüber, dass die Westkurve im Olympiastadion bis fast zur Mittellinie seltsam leer war. 52.000 Zuschauer offiziell - aber es wirkte noch leerer. Enttäuschend für ein Spiel Dritter gegen Vierter. Oder "unserer Hertha" gegen Gelsenkirchen, wie der echte Hertha-Fan Schalke 04 bezeichnet (und wie es auch im Hertha-Echo stand, einem kleinen Stadionblättchen, das Fabian Giefer unter einer der Platten des neu verlegten Rasens verlegte - warum auch immer). Huiuiui!

So hatte unser Vorstand auf jeden Fall gleich nach der Ansetzung einen Haufen Arbeit: Wir mussten die Übernachtung von Freitag auf Samstag organisieren, denn für Samstag auf Sonntag hatten wir schon vor Monaten gebucht. Was nettes übrigens - das war in der Kürze der Zeit dann für den Freitag nicht mehr möglich. So landeten wir mit den knapp 40 Personen (ungefähr 15 mussten aufgrund der Ansetzung auf Freitag ganz passen) im "Sleep Cheap Hostel" am Spandauer Damm. Kein Vorwurf an unsere Marion, die das alles großartig organisiert hatte. Aber das war schon ein spezieller Laden: Einfach mal ein paar Wohnungen in ein paar Gebäuden rund um einen Innenhof angemietet, in dem auch fest Familien Wohnungen gemietet haben, paar Doppelstockbetten in die Zimmer gepackt, fertig ist die Laube. Dafür mussten wir nur ungefähr 15 Euro pro Person und Nacht in den Sechser- bis Zehnerzimmern zahlen - geht also. Das brachte auch mit sich, dass wir am Samstag um 11 Uhr mit dem Bus vom Hostel ins Vier-Sterne-Hotel umzogen. Da war es dann tatsächlich sehr ansprechend. 

Nach der Ankunft am Freitag ging es recht zeitig ins Stadion, das nicht weit war. Weit war aber der sonderbare Weg zum Eingang des Gästesektors, wo man dann auch irgendwie über Wiesen und hinter Absperrzäunen (Risikospiel!) entlang in die Westkurve geleitet wurde. Weit war auch der Blick: Man kennt das ja heute gar nicht mehr mit diesen weiten Stadion-Schüsseln. Zum Glück: Denn aus dem Oberrang in der Kurve ist das Geschehen da unten doch schon sehr klein für von dem ein oder anderen Bierchen schon etwas geschwächten Auge. Wir erkannten trotzdem unsere Gelsenkirchener, die sich wegen der Umbenennung durch die Hertha-Fans auch passend in den GE-Farben Grün-Schwarz (Ausweichtrikot) kleideten. Dann liefen sie eigentlich zeitweise auch recht vielversprechend über den frisch verlegten Rasen, aber bei den Standards (Freistöße in die Mauer, Eckbälle immer leichte Beute) und den drei richtig guten, darunter auch ein bis zwei hundertprozentigen Chancen, waren sie einfach wieder zu nachlässig. Und in der Defensive in zwei, drei Situationen, von denen die Hertha eben zwei nutzte. 0:2 - klare Kiste. Uns Fans ärgerte das natürlich, aber wir feierten trotzdem. Uns selbst: "Wir sind Schalker, asoziale Schalker..." schallte lange durchs Rund. 

Nach dem Spiel ging der Weg für uns Emspoweraner quer durch die Stadt bis nach Kreuzberg ins "Rizz": Blau-Weiße Nacht in einer Bar, in der wir Schalker unter uns (geschlossene Gesellschaft) waren. Die engagierte Solo-Sängerin mit der Gitarre hätten sich die Gastgeber gut sparen können, denn singen wollten wir lieber selbst. Schalke-Lieder waren da aufgrund der Vorkommnisse im Stadion allerdings deutlich in der Minderheit ("Fußball interessiert uns nicht"). Stattdessen sangen wir, stets textfest und melodiesicher angeleitet von unserem 2-Meter-Non-Ultra-Capo, von "Lena", "Sie hatte nur noch Schuhe an", "Mäusken, willze mit mich Eisessen geh'n" und anderen Gassenhauern. Von Mitternacht bis 4, 5 Uhr waren wir so herrlichst beschäftigt.

Am Samstag teilte sich die große Gruppe dann in Kleingruppen auf, nachdem wir den Hotelumzug hinter uns gebracht hatten. Das leidige 0:2 vom Vorabend war da längst vergessen...