FC Schalke 04 FanclubEmspower Rheine e.V. 91

Heidel fordert in Wettringen den Stimmungsumschwung

In Mainz sah es so auf einer Vereins-Mitgliederversammlung aus: Das sagte Christian Heidel am Dienstagabend in Wettringen. Dort war er der Gast des Fanclubs "Attacke 94" vor 300 Fans aus dem ganzen Münsterland. Es war sein erster öffentlicher Auftritt nach der Vertragsunterzeichnung auf Schalke. Aber was sagte der Manager? Und welche Aussagen hörten die Fans von Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies und dem Aufsichtsratsmitglied Peter Lange, der sich selbst als stärkster Kritiker des umstrittenen Tönnies' bezeichnete? 

Wer darauf gehofft hatte zu erfahren, wie der neue Trainer unseres FC Schalke 04 heißt oder welche neuen Spieler künftig für Königsblau die Punkte einfahren sollen, musste enttäuscht nach Hause fahren. Ansonsten bot der lockere Fantalk am Dienstagabend (24. Mai) mit dem neuen Vorstand Sport und Kommunikation Christian Heidel, Aufsichtsratschef Clemens Tönnies und seinem Gremiumskollegen Peter Lange in der rappelvollen Bürgerhalle in Wettringen aber interessante Untertöne für all diejenigen, die zwischen den Zeilen lesen können. Auch die bevorstehende Jahreshauptversammlung des S04 am 26. Juni wurde immer wieder zum Thema.

Hausherr Berthold Bültgerds, Vorsitzender des Fanclubs Attacke 94 und seit der letzten Kommunalwahl auch Wettringens Bürgermeister, durfte über 300 neugierige Zuhörer aus dem ganzen Münsterland in Wettringens guter Stube begrüßen, die der Einladung zum Vorstellungsgespräch trotz der Kurzfristigkeit gefolgt waren. „Ohne jetzt despektierlich klingen zu wollen, aber so hat in Mainz die Mitgliederversammlung ausgesehen“, stellte Heidel launig beim Blick ins Plenum fest.

Sachlich, selbstbewusst, zielstrebig und souverän präsentierte sich der „neue starke Mann“ auf Schalke, der diesen Begriff übrigens überhaupt nicht mag, sondern sich als Teamplayer verstanden wissen will. Im Team müsse aber einer durch die satzungsgemäß gegebene Kompetenz die Entscheidungsbefugnis haben und Führung übernehmen. Das Bewusstsein, wer führe, solle im Team vorhanden sein. Sportliche Entscheidungen treffe der jeweilige Trainer, er selbst behalte sich aber ein Vetorecht vor, das manchmal auch aufgrund wirtschaftlicher Aspekte zum Tragen kommen könne.

Der ehemalige Mainzer zeigte unmissverständlich den Weg auf, den er mit Königsblau einzuschlagen gedenkt. Erstes Ziel sei es, für einen Stimmungsumschwung im Verein sowie bei den Fans und im Umfeld zu sorgen. Er habe den Eindruck, dass das Glas meist halbleer statt halbvoll sei. Man müsse im gemeinsamen Auftreten wieder Optimismus, Freude und Lust auf die Aufgabe, Schalke 04 weiterzuentwickeln, ausstrahlen. Die spannende und schwierige Aufgabe Schalke 04 habe ihn gepackt. „Ich habe es mir sehr, sehr gut überlegt, habe eine große Herausforderung gesucht, habe wahnsinnige Lust darauf und freue mich riesig. Wenn mich eine Aufgabe reizt, bin ich bereit, von morgens bis abends hart dafür zu arbeiten“, sinnierte Heidel unter dem Applaus der anwesenden Schalker Fans.

Diese neue positive Grundstimmung und Atmosphäre wolle er durch Kontinuität und Nachhaltigkeit erreichen, die sich in einer bestimmten Philosophie, Idee und Art, Fußball zu spielen, ausdrücken soll. Diese werde vom Verein und nicht von einem Trainer vorgegeben. Der neue Trainer werde nach dieser Maxime ausgewählt, wobei er jetzt und auch künftig keine Wasserstandsmeldungen abgeben werde und sich auch durch selbst gesetzte Zeitfenster nicht unter Druck setzen lasse. „Schalke 04 wird einen sehr, sehr guten Trainer bekommen, der dann feststeht, wenn er feststeht“, erklärte der Sportvorstand lapidar.

Kein Spieler werde aber ohne Absprache mit dem neuen Trainer verpflichtet, so dass er auch zu möglichen Neuverpflichtungen keine Auskünfte erteile. Der bereits verpflichtete Naldo sei eine Ausnahme gewesen. Der ablösefreie Ex-Wolfsburger sei ein Führungsspieler wie gemalt für die junge Schalker Mannschaft, die dringend Führung benötige.

Für Juwel Leroy Sané liege aktuell kein Angebot vor. Grundsätzlich werde er aber niemals sagen, ein Spieler sei unverkäuflich. Was zähle, sei immer der Gesamterfolg einer funktionierenden Mannschaft. Um Stimmungen und Strömungen innerhalb der Mannschaft mitzubekommen, werde er bei den Spielen auf der Bank sitzen, aber möglichst weit vom Trainer entfernt. Nachwuchsarbeit mit einer engen Verzahnung mit dem Profibereich sei ihm extrem wichtig wie er bereits in Mainz unter Beweis gestellt habe. Der massiv vom FC Bayern umworbene Norbert Elgert gehöre für ihn dazu.

Vereinspolitisch zur Sache ging es bei den Beiträgen von Clemens Tönnies und Peter Lange, wobei der Aufsichtsratschef als Gesicht des FC Schalke 04 auf der Funktionärsebene naturgemäß stärker um seine Meinung gebeten wurde. Nach sechsjähriger Zusammenarbeit mit Horst Heldt habe man sich für eine Neuorientierung entschieden, wobei die Stabübergabe an Christian Heidel aus seiner Sicht sauber abgelaufen sei. Bei offiziellen Anlässen wie der Verkündung der Vertragsverlängerung mit Hauptsponsor Gazprom oder der Verabschiedung von Spielern sei Heldt kein Mann für die erste Reihe gewesen, sondern habe ihn gebeten das Wort zu ergreifen. Der Gazprom-Vertrag sei übrigens entgegen anders lautender Meldungen sicher, denn er trage bereits die Unterschrift vom Vorstandsvorsitzenden Alexei Miller. Die Russen seien durch die Pfiffe in der Arena bei der Verkündung etwas irritiert gewesen, er habe das Missverständnis aber ausräumen können, indem er ihnen klar gemacht habe, dass die Pfiffe ihm galten.

Der blanke Hass, der ihm entgegen geschlagen sei, habe ihn nachdenklich gestimmt, er werde sich aber sowohl dem Wahlausschuss, „in dem nicht unbedingt Freunde von mir sitzen“, und als auch bei erfolgreicher Nominierung  dem Votum der JHV stellen. Die Arbeit im Aufsichtsrat gestalte sich nach einer Periode der Einstimmigkeit in den letzten ein, zwei Jahren schwieriger als zuvor. Ihn irritierten Stimmenthaltungen und Gegenstimmen von nicht lösungsorientierten Aufsichtsratsmitgliedern, ohne die Namen Horn, Hefer und Wiese zu nennen. Gefühlt herrsche im Kontroll- und Beratungsgremium ein Stimmenverhältnis von 7:3, das sich durch Neuwahlen sogar zu einem 6:4 oder gar 5:5 verschlechtern könne, was kontraproduktiv für die Weiterentwicklung Schalkes sein könnte. Seinen Führungsstil beschrieb Tönnies so, dass er seine Kollegen mitnehmen wolle, wobei er es für besser hielte zu ziehen statt zu schieben. Gedankenspiele, Schalke als e.V. abzuschaffen, erklärte er kurzerhand für bekloppt. Er glaube, dass vom e.V. eine unheimliche Kraft ausgehe, die der der AGs und GmbHs weit überlegen sei.

Peter Lange stellte sich als „schärfster Kritiker“ von Clemens Tönnies im Aufsichtsrat vor, von dem er oft zu hören bekäme: „Du nervst!“ Man fände aber immer konstruktiv Lösungen. Kritisch sieht Lange, der selber an der Satzung mitgearbeitet hat, mittlerweile die Funktion des Wahlausschusses, den einst auch er befürwortet habe, um eine Vorsortierung der potenziellen Aufsichtsratskandidaten vorzunehmen. Die Tatsache, dass sich bereits einmal gewählte Aufsichtsräte vor einer Wiederwahl einer erneuten Eignungsprüfung durch den Wahlausschuss unterziehen müssen, bezeichnete er als kurios. Die Entscheidung des Vorjahres, Uwe Kemmer und Ingolf Müller nicht zur Wiederwahl zuzulassen, sei für ihn ohne Zweifel eine „politische Entscheidung“ gewesen. Man müsse zukünftig Für und Wider der Institution des Wahlausschusses abwägen. Persönlich sei er für eine Änderung. Auf geteilte Reaktionen beim Auditorium stieß Lange mit seinem Vorschlag, künftig eine Briefwahl für den Aufsichtsrat des FC Schalke 04 in Erwägung zu ziehen.

Nach fast zwei überwiegend unterhaltsamen, teils auch informativen Stunden schloss der Fantalk mit dem Absingen des königsblauen Vereinsliedes „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich!“. Klassischer Wahlkampf wurde weder von Christian Heidel noch von Peter Lange und Clemens Tönnies betrieben, der die anwesenden Schalker Vereinsmitglieder einfach dazu auffordert, am 26. Juni zur JHV zu kommen. (Michael Mülder)

 

Weitere News von Emspower Rheine: 

<link http: www.emspower.de news meldungen article external-link-new-window external link in new>Große Jubiläumsfeier Anfang Juni: Emspower feiert 25-Jähriges

<link http: www.emspower.de news meldungen article beim-jubilaeum-auf-unserer-anlage-der-sfcv-fan-cup.html external-link-new-window external link in new>Wir sind Gastgeber: SFCV-Fancup findet in Rheine statt

<link http: www.emspower.de news meldungen article schalke-04-spielt-in-der-vorbereitung-beim-fc-eintracht-rheine.html external-link-new-window external link in new>Testspiel-Clou: Schalke 04 spielt im Juli in Rheine

<link internal-link internal link in current>Emspower auf Tour: Die Fanfotos der Saison