Viel Zeit genommen hat sich am Mittwochabend Horst Heldt bei einer Infoveranstaltung des Dachverbands-Bezirks 3 in Emsdetten. Er kam um 19.04 Uhr zusammen mit Rolf Rojek – und blieb bis 22.40 Uhr. In den zweieinhalb Stunden ging es um Goretzka, Huub Stevens, die umstrittene Inszenierung der Jahreshauptversammlung und um ein Drogen-Gerücht.
Dieter Brand leitete die Gesprächsrunde in der Gaststätte Graute Beik. Zum 110. Mal in der Saison 2012/13 stelle sich der FC Schalke 04 in dieser Form den Fans, sagte Rolf Rojek. Der SFCV-Vorsitzende Frank Arndt fehlte entschuldigt.
Doch am interessantesten war ohnehin das, was Horst Heldt zu berichten hatte. Es ging dabei vor allem ums Personal. Der Vorstand habe die abgelaufene Saison unter dem Aspekt intensiv analysiert, sagte Heldt. Es sei ein Auf und Ab gewesen, der Mannschaft fehlte Konstanz. Heldt machte zum Teil ein Mentalitätsproblem sowie vereinzelt Probleme in der Führung der Mannschaft aus. Zudem fehle es in der Breite an Qualität.
Darum wolle sich der Verein verstärken. Neuzugänge wähle er auch und vor allem danach aus, ob sie gierig sind, im Fußball besser zu werden, ob sie noch etwas erreichen wollen und sich mit Schalke identifizieren. Kommen solle noch ein Rechtsverteidiger (Heldt: „Uchida ist gut, bis ordentlich“) und ein Stürmer, der Huntelaar unter Druck setzen soll – kein Backup.
Zur Personalie Leon Goretzka sagte Heldt, er sei stolz, einen solchen Spieler verpflichtet zu haben angesichts der Konkurrenz. Bezirksleiter Dieter Brand stellte eine Frage: Wer könne Goretzkas Vertrag nicht lesen: Bochum, der Spieler und sein Berater oder Schalke? Heldt war im ersten Moment etwas perplex, dann sagte er, der Vertrag beinhalte definitiv eine Ausstiegsklausel, die klar und eindeutig sei. Schalke 04 habe sein Angebot fristgerecht abgegeben, die Ablösesumme 2,8 Millionen Euro fristgerecht angewiesen und Goretzka mit einem Fünfjahresvertrag ab dem 1. Juli 2013 ausgestattet. Der VfL Bochum sei auf Schalker Angebote (Freundschaftsspiel(e), Spielerausleihe) nicht eingegangen. Das Bochumer Verhalten sei „lächerlich“ und „hanebüchen“, so Heldt. „Es war wohl zu warm in Bochum.“ Nun sei der Spieler frustriert, er verstehe die Welt nicht mehr. Heldt: „Wir verteidigen ihn bis aufs Blut, denn er ist jetzt unser Spieler, einer von uns.“
Dann ging es um die Trainerfrage auf Schalke – und dabei als erstes um die Entlassung von Huub Stevens. Heldt hielt ein grundsätzliches Plädoyer für die Trennung von Manager- und Traineramt. Das sei eine Schalker Lehre der Magath-Zeit. Das gewünschte Trainerprofil: konzeptionell, ganzheitlich und mit der Jugend arbeiten sowie verantwortungsvoll mit Geld umgehen. Schalke wolle sich nicht mehr abhängig machen von einem Trainer – der Trainer müsse den vom Aufsichtsrat vorgegebenen Rahmen akzeptieren.
Im Schalker Trainerteam der zweiten Stevens-Zeit habe es eine besondere Konstellation gegeben: Die Co-Trainer von Magath (Eichkorn) und Rangnick (Gisdol) blieben, weil sie sich zunächst loyal zum Verein stellten. Es habe einen Bruch zwischen Trainerteam und Mannschaft gegeben, dazu fehlten die sportlichen Ergebnisse. Auch die Art und Weise der Niederlagen war bezeichnend und eine Negativentwicklung absehbar. Man bekämpfte die Situation, auch weil Stevens Jahrhunderttrainer des FC Schalke 04 ist. Vor dem Mainz-Spiel sei die Hoffnung auf einen Sieg dann aber bei 0,0 Prozent angekommen, so Heldt. Deshalb habe man sich zu einer Entlassung entschieden. Da kein interessanter externer Trainer auf dem Markt war, suchte man nach internen Alternativen: Keller, Trares, Elgert waren die Kandidaten. Gisdol sei keine Alternative gewesen, so Heldt. Der konnte sich dann aber nicht damit abfinden, nicht Cheftrainer geworden zu sein. Norbert Elgert sei Jugendtrainer aus Passion, Jens Keller etwas erfahrener gewesen. Deshalb habe er den Vorzug erhalten. Die klare Absprache lautete dann, bis zum 30. Juni 2013 zusammenzuarbeiten. Man habe keine Versprechungen gemacht. Horst Heldt sagte, er habe die Aufgabe gehabt, Alternativen aufzubauen. Ein Problem sei die 0:5-Pleite gegen Bayern in der Rückrundenvorbereitung gewesen. Dafür übernahm Heldt die Verantwortung. Jens Keller sei in der Mannschaft anerkannt und akzeptiert. Heldt betonte, er ärgere sich über die ungerechte Behandlung des Trainers.
Weitere Personalien und Heldts Aussagen
- Peter Hermann: Er ist der beste Co-Trainer der Liga. Gute Kombination mit zwei Jungen (Keller/Hübscher) und Hermann
- Tranquilo Barnetta: Steigerung erwartet
- Chinedu Obasi: Hat ein Verletzungshandicap: Nagel im Schienbein zu dünn, spielte unter Schmerzen
- Teemu Pukki: Bleibt, Spielertyp, der andere Qualität mitbringt, quirlig, schnell
- Kyriakos Papadopoulos: Angesprochen auf ein Drogengerücht, äußerte Heldt energischen Widerspruch. Papa sei Vollprofi. Er habe Probleme im familiären Umfeld und die langwierige Verletzung. Papa werde aber kein Invaliditätsfall, er sei ein Spieler mit Biss, dessen Siegermentalität der Mannschaft gefehlt habe. Es gebe Angebote eines englischen Klubs sowie vom AS Monaco. Olympiakos Piräus erhält bei einem Transfer 10 Prozent der Ablöse.
- Philip Hofmann: Vertragsverlängerung angestrebt, Entwicklung abwarten, evtl. erneute Ausleihe
- Insgesamt habe man verpasst, alle Spieler mitzunehmen: durch zu späte Einwechslungen zum Beispiel. Dadurch habe man ihnen das Selbstvertrauen genommen.
Sportliche Zielsetzung 2013/14
Die Bundesliga sei die ausgeglichenste, stärkste Liga Europas und eine große Herausforderung. Es gebe kaum Unterschiede zwischen Platz 2 und 8. Schalke solle da sein, wenn Bayern strauchelt, und die Top 4 anpeilen. Der BVB sei nicht enteilt („Die mögen wir nicht. Das ist so. Die sind anders.“). Heldt möge Klopps Art und Weise nicht. Er sehe im BVB einige, die vor einem Derby bewusst unter die Gürtellinie zielen. In der Champions League wolle man sich unbedingt qualifizieren und dann die Gruppenphase überstehen. Im Pokal sei das Ziel klar: Berlin.
Jahreshauptversammlung
Hierbei handle es sich um eine Plattform mit offener Diskussion. Man könne als Mitglied seinem Ärger Luft machen. Aber Heldt störe sich an der Art und Weise der Diskussion. Er beklagt fehlenden Respekt, klagt auch über Unwahrheiten und Lügen: Die Schalker zerfleischten sich teilweise selbst, so Heldt. Er vermisse mitunter das Wir-Gefühl und den Glauben an die Stärke und Kraft des FC Schalke, „Wir sind ein geiler Verein!“, so Heldt. „Aber wir machen zu wenig daraus.“
So berichtet die <link http: www.emsdettenervolkszeitung.de lokales emsdetten sport _blank external-link-new-window external link in new>Emsdettener Volkszeitung online vom Schalke-Abend.