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Inter - Schalke: Eines der größten Schalke-Spiele aller Zeiten

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Wofür fahren wir zum Fußball? Es ist die Verbundenheit zu und das Leiden mit dem Club, klar. Aber es ist vor allem eines: die stete Hoffnung auf den großen Sieg, die Sensation, den überragenden Moment. Einen solchen erlebte der FC Schalke im Champions-League-Viertelfinale im Mailänder San Siro. Schalke besiegte den Titelverteidiger, den italienischen Serienmeister des letzten Jahrzehnts, den Triple-Gewinner der Vorsaison auf seinem Platze nach zweimaligem Rückstand mit 5:2. 
 
Was waren die Faktoren für den Erfolg?

Wir haben Inter den Schneid abgekauft. Selten habe ich ein Fußballspiel gesehen, in dem meine Mannschaft der anderen so sehr den Schneid abgekauft hat. Inter ließ sich dadurch entmutigen und ließ im Verlauf der zweiten Hälfte nur noch die Schultern hängen. Es war Verzweiflung. 
 
Die Schlüssel zum Sieg kann man gar nicht alle aufzählen, so stimmig war das Gesamtpaket. Ich versuch's mal:

Die vielbeinige Abwehr, vor allem ab der 55. Minute. Nichts, aber auch gar nichts kam durch, immer war noch ein Fuß dazwischen, immer gewann Schalke die entscheidenden Zweikämpfe. Immer war Schluss für Inter, noch bevor es richtig gefährlich werden konnte. Geschlossener kann man kaum stehen. Selten hat man Sneijder und Eto’o so entnervt gesehen. Als der Stürmerstar in der 88. Minute zu Boden geht, hilft ihm ein Schalker auf – bezeichnend.

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Die aggressive Grundeinstellung. Wir sind umgemein agil aufgetreten, wenn der Gegner in Ballbesitz war – und das war er laut UEFA-Statistik zu 54 Prozent. Kein Spieler konnte sich mit dem Ball in Ruhe etwas überlegen. Schalke verteidigte gegen den Ball und hielt das Spiel sehr flach und kompakt auf 30 Meter vom vordersten Spieler bis zur sehr geradlinigen Viererkette. Das gibt dem Gegner Gelegenheit, mit Steilpässen diese Taktik zu schneiden. Aber das gelang ihm nur selten in der ersten und bis auf die ersten paar Minuten der zweiten Hälfte gar nicht mehr.

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Die damit zusammenhängende immense Laufbereitschaft. 112 Kilometer legte die Mannschaft insgesamt zurück – das sind 10,5 Kilometer mehr als Inter (101,5 km).

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Der Wille, schnell zu kombinieren und bei Ballbesitz den Ball kreiseln zu lassen. Kein Spieler hatte bei Ballbesitz unserer Elf die Kugel länger als 2, 3 Sekunden am Fuß. Er wurde schnell und erstaunlich präzise weitergespielt. Von 425 Pässen erreichten 78 Prozent einen eigenen Mitspieler. Inter hatte da zwar die Nase vorn (506 Pässe, 80 Prozent zum Mann), aber für Schalke 04 ist die Marke dennoch extrem hoch. Das kann man schon fast Tiki Taka nennen.


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Die Kunst, fehlende Stützen der Mannschaft adäquat zu ersetzen. Huntelaar, Gavranovic, Metzelder, vor allem Kluge: Ich hätte nicht gedacht, dass wir das Potenzial hätten, ohne diese Leute und dabei zugleich ohne Qualitätsverlust auszukommen. Aber in erster Linie Edu war ein mehr als adäquater Ersatz (Reviersport und derwesten.de geben ihm die Note 1 / 1,5). Der Mann, dessen Behäbigkeit ihm mir schon mehrfach das Prädikat „Zweitligaformat“ abverlangte, machte eines der besten Spiele seiner Karriere. Er wirkte wie ein ruhender Pol, wie ein Leuchtturm im Spiel der Mannschaft, ließ sich nicht dadurch verheizen, dass er den Gegner sehr früh (oft an deren eigenem Sechzehner) anlaufen müsste. Er hielt durch und traf zweifach. Matip in der Innenverteidigung – ein Zukunftsmodell, wenn man das nach einem Spiel schon behaupten kann. Vielbeinig, eng am Mann, mit Übersicht – und Torriecher (1:1). Papadopoulos als Kluge-Ersatz – ein Kämpfer, kein Ästhet, ein starksiger Typ, kein ballsicherer Verteiler. Aber ein eminent zweikampfstarker Mann mit hoher Agilität und trotz seines jungen Alters ohne Respekt vor großen Namen wie Dejan Stankovic oder Wesley Sneijder.

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Ein Trainer, der seiner Mannschaft auch während des Spiels mit Anweisungen und Anregungen aus der Coaching Zone hilft. Und einer, der nach dem Spiel auf den Rasen läuft, um jedem Einzelnen per Handschlag für ein grandioses Spiel zu gratulieren. Man kann nur spekulieren, wie eine von Magath eingestellte Mannschaft hier aufgetreten wäre. Sicherlich nicht so mutig, so offen, so durch und durch aggressiv. Und nicht mit einer solch großen Spiellaune.

 
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Ralf Rangnick auf der PK nach dem Spiel: „Es war für die Zuschauer ein fantastisches Fußballspiel. Es hätte sicher am Schluss auch 5:10 ausgehen können. (…) Für uns war es ein grandioser Abend. (…) Dass wir zweimal einen Rückstand aufgeholt haben, spricht für die Mannschaft.“

 

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Vor dem Spiel war auf dem Dom-Platz der Bär los. Um 18 Uhr versammelte sich die Ultra-Crew und ihr gewogene und dem Support zugeneigte Fans vor dem Dom für ein Gruppenfoto/-video. Anschließend gab es einen kurzen Marsch "Nordkurve in deiner Stadt", der aber nur um eine Hausecke herum in die Metro führte. Von dort ging es zu einem Metro-Stop, von wo uns vergitterte Busse in den Gästesektor des Stadions brachten. Nach dem Spiel wurden wir noch ca. 30 Minuten im Stadion festgehalten und anschließend die lange Turmspirale herunter zurück in den Gäste-Ankunftssektor gebracht.

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