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Peter Peters: „Wir im Vorstand machen nicht immer alles richtig“

Strittige Themen gab es viele – und darum war die Diskussionsrunde von Schalke-Fans am Mittwochabend, zu der hochrangige Vertreter aus dem Verein ins Hotel Zur Post nach Wettringen kamen, ein intensiver Austausch. Fans und Fanvertreter, Fanclub-Mitglieder und -Vorstände, kamen zusammen, um mit Schalke-Vorstandsmitglied Peter Peters, dem Fanbeauftragten Patrick Arnold und dem ehemaligen Fanclub-Dachverbandschef Rolf Rojek  (heute stellvertretender Vorsitzender) zu diskutieren. Es ging um die Schulden und ums liebe Geld, um Pyrotechnik und Zoff zwischen Fan und Verein, um Dauerkartenpreise und Viagogo.

Peter Peters, Patrick Arnold und Rolf Rojek saßen zusammen mit Dachverbands-Bezirksleiter Dieter Brand aus Rheine sowie Berthold Bültgerds, Vorsitzender des gastgebenden Fanclubs <link http: www.attacke94.de _blank external-link-new-window external link in new>Attacke 94 Wettringen, auf dem Podium. Rund 100 Gäste, die später auch Gelegenheit hatten, sich in die Diskussion einzubringen, verfolgten die Gespräche. Sie begannen sanft – mit dem Werdegang von Peter Peters, den Grundsätzen der Arbeit von Patrick Arnold und den Vorstellungen von Rolf Rojek zu einer guten Zusammenarbeit mit dem Verein. Dann ging es aber auch schnell in die Vollen.

Finanzen / Kartenpreise: Es werde nicht so sein, dass man mit einem sinkenden Spieler-Etat guten Fußball spielen könne, sagte Peters und verdeutlichte so, wie schwer der Spagat gerade auf Schalke sei. Er habe Verständnis für die Kritik an Kartenpreis-Erhöhungen und sagte: „Wir im Vorstand machen nicht immer alles richtig.“ Die Dauerkarte sei auf Schalke ein hohes Gut und es gebe viele, die den Dauerkarten-Rabatt entfremdeten, indem sie sich eine Dauerkarte mit anderen Fans teilen würden. Peters betonte, dass der Topzuschlag im Stehplatzbereich abgeschafft sei, erwähnte, dass es immer wieder gegenüber den Bundesliga-Tagespreisen günstigere Tickets zu einzelnen Spielen in einer Saison sowie Sonderrabatte für Dauerkarteninahber gebe (wie das Pokalspiel gegen den SV Sandhausen). Er setze sich dafür ein, extreme Auswüchse zu vermeiden. „Schalke ist sehr sozial“, so Peters, „aber soziale Verantwortung heißt nicht, die Ticketpreise um 2 Euro herunterzusetzen.“ Gemeinsam mit dem SFCV habe man nach intensiven Gespräche eine vierte Sitzplatzkategorie wiedereingeführt. Und über allem stehe das Ziel, den Verein bis 2025 schuldenfrei zu machen. „Das geht aber nicht, wenn die Tickets zu günstig sind.“ Immerhin gehe es da um Gesamtverbindlichkeiten in Höhe von 170 Millionen Euro. Bei einem Dauerkartenpreis zwischen 28 und 33 Euro pro Spiel im Sitzplatzbereich sei man nicht an der Grenze des Zumutbaren. Mit den getroffenen Regelungen habe man für die Dauerkartenbesitzer eine Preisstabilität über 5 Jahre geschaffen. Bei den Tageskarten habe man angesichts von Preisen zwischen 27 € und 51 € eine kleine Preisspanne anzubieten. Ticketpreise über 60 € lehne er ab.

Der Internet-Ticketumschlagplatz „Viagogo“, der ab der neuen Saison als neuer Partner des FC Schalke 04 fungiert, sei eine Art Versuch des Vereins. „Man weiß doch nicht vorher, wie es sich mit dem Unternehmen entwickelt“, so Peters. Und man müsse ja nicht ewig Partner bleiben. Vom negativen Image des neuen Sponsors habe er nichts mitbekommen. Schalke 04 müsse die Internetwelt als neue Branche mit einer enormen Wachstumsrate auch für sich nutzen und sich damit beschäftigen. Außerdem müsse man dem wachsenden Zweitmarkt Herr werden – und der wachse durch die Menschen, nicht durch den Verein. Ohne Nachfrager und Anbieter hätte Viagogo keine Chance. „Uns ist bewusst, dass wir durch den Vertragsabschluss mit Viagogo und einem dort möglichen 100%-igen Preisaufschlag den Schwarzmarkt zu einem gewissen Teil legalisieren“, so seine zentrale Aussage zum Deal. Man akzeptiere auch andere Meinungen, sei aber von dieser Strategie überzeugt: „Für uns ist die Frage entscheidend: Wie verändert sich die Situation mit Vertrag im Gegensatz zur Situation ohne Vertrag?“ Er scheue keine unpopulären Entscheidungen zugunsten des Klubs, müsse den Umsatz steigen, Einnahmen generieren, wobei er einen Mix aus Einnahmen und Vertretbarkeit anstrebe. In der Summe habe man aber in der Vergangenheit die richtigen Entscheidungen getroffen und sich an Notwendigkeiten orientiert. Trotzdem musste sich Peters harte Kritik am Viagogo-Deal gefallen lassen, mit dem der Vorstand den Vereinsfrieden leichtfertig und fahrlässig aufs Spiel habe  wie ein Fan meinte.

In der Fanszene wird zurzeit ein Austritt aus dem Fanclub-Dachverband heiß diskutiert: der des Supporters Club mit seinen 1400 Mitgliedern. Rolf Rojek meinte: „Der Supporters Club fühlte sich nicht mitgenommen.“ Der Dachverband habe sich immer sehr für diese Gruppierungen eingesetzt, habe immer viel geboten. „Aber wenn sie nicht mehr wollen, dann ist das eben so. Die Tür für den Supporters Club steht aber immer offen.“  

Auch um das Derby in Dortmund im Oktober 2012 und die im Nachgang verhängten Massen-Stadionverbote ging es in der Diskussion, in die sich auch das Publikum mit fortschreitender Zeit immer wieder einschaltete. Patrick Arnold berichtete, er selbst sei damals unter denen gewesen, denen die Polizei hinterher eine „konspirative Anreise“ zum Vorwurf machte. Dabei sei die Anreise mit der S-Bahn und dem Ausstieg an der Uni Dortmund in Dorstfeld, eine Haltestelle vor dem eigentlichen Haltepunkt am Signal Iduna Park, explizit ohne Aggressionen verlaufen. „Das verlief ohne große Vorkommnisse“, so Arnold. Ein Gast erhob das Wort. „Ich bin selber persönlich betroffen: Mein Sohn war bei der Anreise ebenfalls dabei und hat jetzt ein Stadionverbot“, so der Fan. „Ich finde es unverantwortlich, dass ich bis zum heutigen Zeitpunkt kein Schreiben weder von der Staatsanwaltschaft Dortmund noch von der Dortmunder Polizei bekommen habe – obwohl mein Sohn zu dem Zeitpunkt noch 17 Jahre alt war.“ Dieser Appell gehe explizit an Peter Peters in seiner Funktion als Vorstandsmitglied der DFL. Patrick Arnold sagte: „Auch wir haben den Druck angezogen. Ich führe in dieser Angelegenheit wöchentlich Gespräche.“ – doch Schalke könne die strittigen Stadionverbote nicht aufheben. Dies sei Sache des BxB.

Das Thema Pyrotechnik sei auf Schalke zu vernachlässigen, sagte Peter Peters. Im Großen und Ganzen sei das kein Problem. „Wir haben die Gelassenheit, damit umzugehen“, so Peters. Arnold ergänzte, dass er mit den aktiven Fanvertretern dazu in Kontakt und regem Austausch stehe. Er sehe vor allem darin ein Problem, dass die Presse das Thema oft überhöhe.

Das Sportliche zum Schluss: Kurz angesprochen wurden die Personalien Leon Goretzka und Christian Clemens – allerdings ohne großartig neuen Sachstand. Infos hatte Peters zum Thema Rafinha: „Der ist nicht mehr im Gespräch“, so Peters. Er habe Vertrag bis 2014 beim FC Bayern. Zudem deutete er an, dass zeitnah eine Verlängerung des Vertrags mit Sead Kolasinac bevorstünde. Für Jurado liege ein gutes Angebot aus Moskau vor, außerdem wolle sich der Klub noch von Anthony Annan und Sergio Escudero trennen.