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SCP - S04: Gastspiel bei einem gefühlten Drittligisten

Der Gästeblock in Paderborn: Hier haben 750 Schalker Platz. Man fühlt sich wie in der dritten Liga.

Ein Verein, bei dem 15.000 Zuschauer ein Verkehrschaos verursachen, bei dem eine Karte in der Mini-Kurve 60 Euro kostet, bei dem die Fahrschule Ringhoff die letzten fünf Spielminuten vor der Pause präsentiert, bei dem hinter der Heimtribüne mit etwa 250 Stimmungsfans “Go for Goal Paderborn” hängt, dessen benachbartes Möbelhaus größer ist als das Stadion selbst und wo ein SCP-Fan mit Arminia-Sitzkissen zum Spiel geht …

… hat Schalke am Rande einer Niederlage gehabt. Das ist eine Botschaft, die ich aus Paderborn mitnehme. Die Vereinsphilosophie scheint zu sein: Wir wachsen erst mit unseren Aufgaben und bauen die Bedingungen nicht vor der Erstklassigkeit auf erstklassiges Niveau um. Das ist vielleicht total vernünftig, aber ehrlich gesagt auch entrückt. Da hätte ich lieber Arminia in der ersten Liga…

Zum Spiel. Schalke müde: Das führt eine Halbzeit lang zu unheimlich vielen Fehlern in der Offensivbewegung. Durch Konzentrationsmangel. Das ist offensichtlich. Und das kostet uns Nerven und die Spieler… richtig: Kraft. Denn bei jedem Abspielfehler muss das Team den Ball zurückerkämpfen. Und auch das gelingt nicht immer: Erstmals geht das schief in der 25. Minute, als ein Fallrückgurkler, der da, wo er zustande kommt, gar nicht sein darf, zur ersten richtigen Schrecksekunde für uns. Der Ball gurkt an den Pfosten. Eine ähnliche Situation führt zum 0:1: Über unsere halblinke Abwehrseite steht Benni Höwedes eigentlich besser, weil er im Laufduell den Weg zum Tor zumachen kann. Aber ihm gelingt es beim Nebenherrennen eben auch nicht, den Querpass zu verhindern.

Überhaupt fehlt uns auch in der Defensive die Stabilität – oder besser: Joel Matip. Ein Mann, der antizipiert wie kein zweiter bei uns und der in der Luft eine Eins ist. Bei Flanken quer vors Tor, die wir mehrfach zulassen, ist der SCP uns überlegen. Auf der anderen Seite dagegen Segeln unsere Flanken immer sicher auf den Kopf eines Abwehrspielers. Wir haben keine Kopfballhoheit – und auch das lässt sich auf das Kraftproblem zurückführen. Konditionell ist Schalke in dieser Halbserie leider katastrophal aufgestellt.

Wie es dann kommt, dass nach der Pause eine andere Mannschaft auftritt, ist mir wieder nicht ganz klar. Plötzlich klappen Kombinationen auch mal, plötzlich ist mehr Zugriff in den Zweikämpfen – zumindest 35 Minuten lang. Schalke erspielt sich mehrere Chancen und dreht nach dem wichtigen 1:1 kurz vor der Pause – das allerdings aus dem Nichts kam – endlich auf. Vielleicht liegt es diesmal auch ein wenig an der Hereinnahme von Santana für Kirchhoff: In der Kurve hat das eher Furcht ausgelöst, aber Santana hat tatsächlich die Kopfballschwäche hinten UND vorne ausgemerzt und sich keinen einzigen Fehler erlaubt.

In der Schlussphase verspielen wir riesigste Konterchancen leichtfertig und lassen hinten wieder etwas die Konsequenz vermissen. Aber am Ende reicht’s auch dank Ralf Fährmann. Puh!

Jetzt noch irgendwie einen Sieg gegen den HSV einfahren, dann können wir zufrieden in die Pause gehen: In der CL ins Achtelfinale gekommen, in der Liga in Schlagdistanz zu Platz drei. Und das mit einem höchst verletzungsgeplagten Kader – das ist ordentlich. Nun etwas Kondition bolzen und dann geht es mit Draxler, Matip und Co auf in eine bessere Rückrunde.

 

Dieser Artikel ist im "Schalkeweb" (<link http: schalkeweb.wordpress.com>schalkeweb.wordpress.com) erschienen. Dort schreibt Emspower-Webmaster Tobias Weckenbrock ab und an über seine Erlebnisse mit Schalke.