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SFCV: "Egal, was wir tun, alles ist schlecht"

Wahlkampf. Druck und Anfeindungen aus dem Umfeld des Schalker Fanclub-Dachverbandes. Finanzdiskussionen. Boateng, Jugendwahn, die U23. Das waren die zum Teil sehr strittigen Themen beim Regionaltreffen des SFCV in Wettringen. Neben einigen anderen Emspower-Mitgliedern war Michael aus dem Vorstand dabei. Er stellte ein paar Fragen - und er berichtet für emspower.de. 

Ganz im Zeichen der bevorstehenden Jahreshauptversammlung des FC Schalke 04 und damit des Wahlkampfes stand das zweite Regionaltreffen des Schalker Fanclub Verbands (SFCV) in der nigelnagelneuen Bürgerhalle in Wettringen, das von unseren Freunden von Attacke '94 anlässlich ihres 20-jährigen Fanclubbestehens in hervorragender Art und Weise organisiert worden ist. 

Etwa 200 Schalker aus dem Bezirk 3, darunter auch einige Emspower-Mitglieder, lauschten den Vorstellungen von gleich fünf der sechs Kandidaten, die der SFCV ins Rennen um einen Platz im Wahlausschuss schickt, schwelgten in Nostalgie, analysierten die aktuelle sportliche Lage mit Ex-Profi und Fanbotschafter Mathias Schipper und ließen sich von Finanzvorstand Peter Peters die Hintergründe und Idee des Konzeptes „Starkes Schalke“ erklären.

Es roch noch nach frischer Farbe und auch der wohlige Geruch von gerade verarbeitetem Holz lag in der Luft. Mit deutlich spürbarem Stolz hießen redegewandt Attacke-Vorsitzender Berthold Bültgerds, pünktlich um 19.04 Uhr, und Bürgermeister Engelbert Rauen ihre Gäste in der neuen Bürgerhalle willkommen, die mit zahlreichen Bannern von Fanclubs aus dem Bezirk 3 ausstaffiert war. Neben unserem Banner hatte auch die Fahne von „Kuzorras Mädels“ ihren Ehrenplatz gefunden. Das millionenschwere Wettringer Prestigeobjekt sei übrigens ohne Kredite finanziert worden, ließ Bültgerds mit einem Augenzwinkern S04-Vorstand Peters wissen. Wettringens erster Bürger Rauen, übrigens selbst Fan der Königsblauen und Attacke-Mitglied, trug freilich ein bisschen dick auf, als er zur ersten Veranstaltung im Neubau „die wichtigsten Köpfe des FC Schalke 04, des einzigen Bundesligaklubs aus dem Regierungsbezirk Münster“ begrüßte.

Schaute man auf die anwesenden Vertreter des SFCV, hatte der eloquente CDU-Politiker allerdings recht. Gleich der komplette fünfköpfige Vorstand, drei der sechs Aufsichtsräte, ein Vertreter des Wahlausschusses sowie zahlreiche helfende Hände waren neben Bezirksleiter und Emspower-Mitglied Dieter Brand vor Ort. SFCV-Urgestein Rolf Rojek wuselte als Conferencier auf Stimmenjagd durch die Reihen und versuchte launig immer wieder Impulse zu setzen, sodass SFCV-Vorsitzender Frank Arndt laut die Frage stellte, warum man eigentlich „Wetten dass…“ einstelle, wenn in Rolf doch ein passender Moderator zur Verfügung stünde.

Zunächst kam Schalkes Vorstand Finanzen Peter Peters, seit 1993 für die Königsblauen tätig, mit seinem Bericht zur Lage der Schalker Nation zu Wort. Peters zeigte sich wenig verwunderlich überaus zufrieden mit der aktuellen sportlichen Entwicklung und der sich abzeichnenden direkten Qualifikation für die UEFA Champions League. Es böte sich die einmalige Chance, dieses Ziel erstmals in der Vereinsgeschichte zum dritten Mal hintereinander zu erreichen. Peters träumte sogar davon, den FC Schalke 04 bei der nächsten Gruppenauslosung im Lostopf 1 wiederzufinden. Dies sei möglich, wenn sich der FC Arsenal nicht für die Champions League qualifiziere, habe man ihm mitgeteilt.

Trotz der zwischenzeitlichen Bedenken zum Ende der Hinrunde sei es richtig gewesen, an Cheftrainer Jens Keller festzuhalten, der eindrucksvoll bewiesen habe, die jungen Talente aus der Knappenschmiede an das höhere Niveau heranführen zu können. Mit der Verkündung der langfristigen sportlichen Zielsetzung, permanent im internationalen Wettbewerb, am liebsten natürlich der Champions League, vertreten zu sein, lenkte Peters zur Werbung für das Konzept „Starkes Schalke“ über. Stolz verwies er darauf, dass unser FC Schalke 04 der einzige e.V. im „Wettbewerb der Systeme“ mit Kapitalgesellschaften und Investoren sei, der konkurrenzfähig geblieben wäre. Sich mit dieser anderen Philosophie so zu behaupten, sei eine riesige Leistung, zugleich aber auch eine immense Herausforderung. Peters bekannte sich klar und eindeutig zur Rechtsform des e.V. für unseren FC Schalke 04 und appellierte angesichts eines sich radikal und unheimlich schnell ändernden Marktes im Profifußballgeschäft, für ein starkes Schalke mit klaren Strukturen, starken Persönlichkeiten und verlässlichen Personen in den Vereinsgremien zu arbeiten, um so die königsblaue Zukunft zu sichern.    

Unterschiedlich präsentierten sich danach bei ihrem Vorstellungsreigen die anwesenden fünf SFCV-Kandidaten für den Wahlausschuss. Sehr selbstbewusst gaben sich SFCV-Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Vollmer und Kornelia Toporzysek, für die vor allem eine größere Transparenz des Wahlausschusses wichtig sei,  rhetorisch eindrucksvoll Michael Zylka, als Schalker Drei-Tage-Präsident aus dem Jahre 1988 der wahrscheinlich bekannteste, und mit gewohnt herbem Charme SFCV-Chef Frank Arndt. Zylka warb gerade mit seinem Beispiel für ein starkes Schalke:“Eine Geschichte wie meine Wahl 1988, als ich eine ganz gute Rede hielt und plötzlich Präsident war, darf sich nicht wiederholen!“

Arndt sieht uns Schalker derzeit als „unruhigen Haufen“, in den er gerne wieder Ruhe reinkriegen würde. Etwas blass blieb dagegen Kandidat Arthur Saager, der sich in den letzten Tagen einiger Angriffe ausgesetzt sah, weil er sich in seinem Vorstellungsvideo auf der Homepage des SFCV unglücklich und missverständlich zu dachverbands- und vereinskritischen Schalkern geäußert hatte: „Wir nicht mitgehen will, darf sich gerne einen anderen Verein suchen!“ Diese Aussage wird ihm seitdem um die Ohren gehauen und ist mittlerweile auf Rat der Kommunikationsabteilung des SFCV herausgeschnitten worden, um Saager zu schützen. Unser Mitglied Pascal forderte ihn zu einer Stellungnahme auf. Saager fühlte sich missverstanden, beharrte darauf, es nicht so gemeint zu haben, wie es rübergekommen sei und betonte, dass er niemanden persönlich angreifen oder sogar beleidigen habe wollen. Er könne es nicht verstehen, dass einige den FC Schalke 04 und den SFCV ausnahmslos kritisch begleiteten statt Schalke mit Freude zu leben. „Seit viagogo prasselt von einigen Seiten nur noch Kritik auf uns ein. Egal, was wir tun, alles ist schlecht!“, zeigte sich Saager frustriert und auch ein wenig zermürbt.

Das Schlusswort im Vorstellungsreigen gebührte Arndt und Peters. Arndt äußerte sich stolz über die gefundenen SFCV-Kandidaten neben Saager und ihm. „Eine Professorin [die nicht anwesende Dr. Eva-Maria Lewkowicz], eine Richterin, ein hoher Finanzbeamte, fast schon ein Finanzminister, und ein Kommunikationsprofi-Das steht für Qualität! Kommt zur JHV und gebt Eure Stimme ab für ein starkes Schalke und einen starken SFCV!“

Peters schloss die Wahlwerbung. Der SFCV habe sich frei und unabhängig dazu entschieden, das Konzept „Starkes Schalke“ zu unterstützen. Der Dachverband verfüge über eine einzigartige Fanclubstruktur, getragen von einem beeindruckenden Engagement, die immer wieder einen faszinierenden Zusammenhalt demonstriert und Werbung für den FC Schalke 04 sei. Der SFCV sei Partner des Vereins, was auch in Mitgliederversammlungen wiederholt beschlossen und mit eindeutigem Votum bestätigt worden wäre. Arndt sei  durch seine jahrelange Erfahrung [Devise: „Man kann nicht alle, aber möglichst viele mitnehmen!“] sein wichtigster Berater in Kartenfragen: „Wenn ich mal wieder mit meinem allseits beliebten Thema Ticketpreiserhöhung ankomme, kriege ich von Frank schon mal ordentlich eins aufs Dach und werde eingebremst!“

Im zweiten Teil kam dann endlich auch Ex-Profi Mathias Schipper zu Wort. Deutscher A-Jugend-Meister mit dem FC Schalke 04 1976, 328 Profieinsätze in Bundes-und zweiter Liga für Schalke und Alemannia Aachen, Vizemeister 1977, Aufsteiger 1984 stehen auf seiner sportlichen Visitenkarte und auch beim legendären 6:6 im DFB-Pokal-Halbfinale gegen die Bayern mischte er mit. Schipper äußerte sich auf Nachfrage zur sportlichen Tagesaktualität. Die von Kevin-Prince Boateng angeregten taktischen Personalrochaden beim Remis in Bremen, die sicher „in Absprache mit dem Trainer“ erfolgt seien, bewertete er als positiv. Überhaupt sieht er Jens Keller völlig zu Unrecht immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik. Kurios wurde es ein wenig, als Schipper, der heute als Physiotherapeut eine eigene Praxis in Gladbeck führt, befragt wurde, wie er sich die enorme Schalker Verletzungsmisere erkläre:“Ich glaube, es liegt an den heutigen Schuhen!“

„Eine auf Kante genähte Finanzierung, ein Finanzierungssumpf, ein Leben von der Hand in den Mund. Wie will Schalke die 2016 fällig werdende Fananleihe [10,8 Mio €] und vor allem 2019 die rund 50 Mio € aus der Mittelstandsanleihe zurückzahlen?“. Mit Zitaten aus einem <link http: fankultur.com blog kurvenstar04 _blank external-link-new-window external link in new>Beitrag aus dem Blog fankultur.com konfrontierte unser Finanzvorstand Michael Mülder Peters mit der Bitte um seine Einschätzung, verbunden mit der Frage, wie er sich denn auf die bevorstehende JHV vorbereite, nachdem man im Vorjahr von der Wucht des viagogo-Protests überrascht worden war. Diese Vorlage brachte den S04-Finanzchef und DFL-Vizepräsidenten sichtlich in Wallung. Mit eindringlichen Worten und gestenreich setzte sich der Fußballspitzenfunktionär zur Wehr und verteidigte seine Finanzstrategie. Dieser Kommentar sehe die finanziellen Kennzahlen nicht im Zusammenhang mit sportlichen Notwendigkeiten und sei nicht konsequent zu Ende gedacht. Es gehe darum Perspektiven zu schaffen, durch sportlichen auch wirtschaftlichen Erfolg zu generieren, sodass man manchmal ein kalkulierbares Risiko eingehen müsse. Er sei nicht bereit, zugunsten einer tollen Bilanz, einen Spieler wie Julian Draxler, für den es ein 25-Mio-Angebot gegeben habe, unter Wert zu verkaufen. Auch der Transfer von Kevin-Prince Boateng sei richtig gewesen. Man habe in den Play-Off-Spielen gegen Saloniki, „bei denen ich während des Rückspiels tausend Tode gestorben bin“, erkannt, dass die junge Elf eine Stütze wie Boateng benötige, um auf Kurs zu kommen. Auf Details seines Berichts auf der anstehenden JHV könne er nicht eingehen, er stünde dabei vor der schwierigen Aufgabe, diese komplexen Sachverhalte den Mitgliedern einfach und begreiflich klar zu machen.

Keine Hoffnung gibt es für Dauerkarten-Interessenten im Stehplatzbereich. Gerade in der Vorwoche habe man ihm die aktuellen Zahlen vorgelegt. Peters berichtete von lediglich 200 Dauerkarten-Kündigungen im Sitzplatzbereich und musste die entsprechende Anfrage aus dem Publikum abschlägig bescheiden.

Interessant wurde es nochmals, als er zur Zukunft der Schalker U23 befragt wurde, da die DFL ja gerade auf einen Antrag von Bayer Leverkusen die Verpflichtung von Lizenzvereinen, eine solche Mannschaft zu stellen, aufgehoben hat. Der Fragesteller verwies zu Recht auf die derzeitige Tendenz, dass Spieler vermehrt direkt ohne den Umweg U23 aus der U19 zum Profikader stießen. Peters gab lediglich ein Bekenntnis für die kommende Saison ab. Man müsse die Situation in Ruhe und sorgfältig analysieren, bewerten und abwägen, denn eine Abmeldung der U23 hätte weitreichende Folgen. Man müsste schließlich bei einer Wiederbelebung dieses Teams in der untersten Kreisklasse wieder anfangen, was für einen Verein wie Schalke 04 aber eigentlich undenkbar wäre.

Nach etwa zwei Stunden hatte das, wenn man richtig zugehört hatte und über manch schrullige, aber eben für solche Abende auch typische Redebeiträge hinwegsehen konnte, durchaus informative Regionaltreffen sein Ende gefunden. Ein Abend, der bewiesen hat, dass der SFCV mehr ist als ein „Kartenversandverein“, wie ihn seine bösesten Kritiker sehen. Wo gibt es das sonst, dass sich ein Verantwortlicher eines Vereins mit über 200 Mio € Umsatz den Fragen seiner Fans stellt? Solche Begegnungen und Erlebnisse möglich zu machen, gehört neben die Kartenkontingenten für seine Fanclubs eben auch zu den Angeboten des SFCV. Man muss sie nur annehmen. Aber das bleibt jedem selbst überlassen…

Hier sind unsere <link internal-link internal link in current>Fotos des Abends.

Unsere Freunde von Attacke 94 Wettringen haben auch <link http: www.attacke94.de index.php gallerie category _blank external-link-new-window external link in new>Bilder aus dem Saal.

So <link http: www.sfcv.de shownews regionaltreffen-in-wettringen-gut-besucht.html _blank external-link-new-window external link in new>berichtet der Dachverband vom Regionaltreffen.