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Über Strategie-Entwicklung und ein rundum positives Trainingslager

Das ist Lukas Meisner. Der Österreicher ist Amateur-Trainer und filetierte das Trainingslager des FC Schalke 04 in Velden.

Er hat das Trainingslager der Schalker Profis in Velden / Kärnten so irre <link http: www.lukasmeisner.com news trainingseinheiten fc-schalke-velden _blank>akribisch beobachtet wie kein zweiter der täglich rund 150 Fans und Zuschauer: Lukas Meisner kommt aus Zwettl in Niederösterreich, 120 Kilometer von Wien entfernt. emspower.de hat ihn nach dem Ende der Einheiten zu seinen Eindrücken befragt. Ein Interview.

Zur Person: Lukas Meiser ist ein junger und ambitionierter Trainer aus Zwettl (Niederösterreich, 120 km von Wien entfernt). Er war zeitweise Nachwuchsleiter und damit verantwortlich für 150 Kinder und 10 Nachwuchsmannschaften, wurde Co-Trainer bei Seniorenteams, auch Interimscoach der Zwettler Senioren in der vierthöchsten Spielklasse Österreichs. Seit Sommer 2015 ist er Gebietsligatrainer (6. Spielklasse) in St. Martin und baut dort eine ganz junge Mannschaft auf. Mit Schalke hatte er bislang nichts zu tun. Er verfolgt als Fußballinteressierter natürlich die deutsche Bundesliga, Schalke im Besonderen aber nicht. Dass er Schalke im Trainingslager beobachtete, war reiner Zufall. Hier schildert er ausführlich seine Eindrücke und Beobachtungen mit so manchem <link http: www.lukasmeisner.com news trainingseinheiten fc-schalke-velden _blank>Video-Mitschnitt und Fotos.

Lukas, du hast das Schalker Trainingslager in Kärnten selbst am Spielfeldrand verfolgt. Was ist deine zentrale Erkenntnis?

Bei meiner Anreise hatte ich das Ziel, ein vorhandenes Konzept zu sehen, zu beobachten, und schlussendlich zu analysieren. Das Ganze hat auch eine Vorgeschichte: Viele Vereine, Trainer und Personen wissen gar nicht, was ein Konzept ist, bzw. sofern eines vorhanden ist, wie dieses auf dem Platz umgesetzt werden soll. Ich habe auf meiner Homepage einen Bericht zur Strategie-Entwicklung gemacht. Kurz gesagt, hier geht es um die Richtigkeit und Kontrolle diverser Aussagen und Handlungen im Bezug auf dessen, was auf dem Rasen passiert und von den Spielern umgesetzt wird. Jeder kennt die Journalisten-Fragen: “Wie sieht Ihre Philosophie aus?” – Hat diese unzähligen Trainer-Antworten schon einmal jemand genauer unter die Lupe genommen? Nein! Und das ist der entscheidende Punkt: Genau das wollte ich in Schalke beobachten, und das ist mir auch zum Teil gelungen. Daher ist die zentrale Erkenntnis von meinem kurzer Aufenthalt folgende: Schalke hat ein tolles und harmonisches Trainerteam, und vor allem eine intakte, charakterlich gut zusammenhaltende Mannschaft. Ob sich dann die gute Trainerarbeit in Punkte ummünzen lässt, hängt nicht nur vom Konzept, also der Trainerarbeit ab, sondern zu 50 Prozent von der Qualität des Kaders. Und wenn ich da an Bayern, Wolfsburg, Dortmund, Gladbach oder Leverkusen denke, wird es Schalke, trotz der guten Arbeit, sehr schwer haben.

Du bist kein Schalke Experte, aber selbst als Trainer aktiv. Wie bewertest du denn die Schalker Trainingseinheiten?

Ich bin weder Schalke, noch Fußball-Experte. Es ist ein komisches Gefühl, als junger Amateurcoach über die Arbeit von erfahrenen Profi-Trainern zu sprechen. Aber ich kann es ja einmal probieren: Ich habe zu meiner Art und Weise, wie ich trainieren lasse, viele Parallelen gesehen. Daher fand ich die Trainingsinhalte wirklich toll. Viele aufeinanderfolgende Übungen bauten auf der vorher durchgeführten Übung auf, es war also klar ein Konzept und ein Plan erkennbar. Aber das wird, so denke ich, bei jedem Bundesligisten der Fall sein. In Punkto Intensität hätte ich mir ein wenig mehr erwartet. Wobei man sagen muss, dass im Profibereich aufgrund der Trainingshäufigkeit, der Regenerationsmethoden und der tollen medizinischen Möglichkeiten (Pulsuhr, Tracking-Systeme, etc.) sicherlich von jedem Spieler das absolute Maximum herausgeholt wird. Daher möchte ich als Laie darüber nicht urteilen.

Schalke hat in André Breitenreiter einen neuen Trainer. Wie würdest du seine Arbeit im Vergleich zu anderen Trainern anderer Vereine bewerten?

Diese Frage kann ich nur teilweise beantworten. Es war ja das erste Mal, dass ich eine Profimannschaft länger begleitet bzw. auch mit ihr auseinandergesetzt habe. André Breitenreiter habe ich als lockeren, humorvollen, aber auch strengen Trainer, wenn es drauf an kommt, kennengelernt. Er findet guten Zugang zu den Spielern, und das ist für einen Trainer das Wichtigste. Das zweitwichtigste im Profereich ist die Zusammenarbeit mit den Co-Trainern, Analysisten, Athletiktrainern, usw. Der Trainer steht zwar zumeist alleine im Blickpunkt der Öffentlichkeit, im Hintergrund arbeiten aber unzählige und fachlich top ausgebildete Trainer. Und diese werden leider viel zu oft übersehen oder von den Medien nicht wahrgenommen. Ansonsten schätze ich die Arbeit von Schalke als sehr gut ein, wobei wir schlussendlich wieder zum Thema Qualität zurückkehren: Es hilft das beste Trainerteam nichts, wenn andere Vereine sich Qualität kaufen. Man kann mit einer guten Arbeit sehr viel Boden gut machen, aber auch nicht alles. Daher wird sich Schalke noch nach Verstärkungen umsehen müssen.

Was ist dir denn in der Zusammenarbeit des gesamten Trainer Teams aufgefallen? Wie sind die Rollen verteilt, und was genau ist die Rolle des Cheftrainers gewesen?

Die Zusammenarbeit machte auf mich einen positiven Eindruck. Alles mit positiver Ausstrahlung und gutem Umgang miteinander. Breitenreiter und sein Team haben während eines Trainingslager sehr viele Möglichkeiten, Kontakt mit den Spieler aufzunehmen. Bei taktischen Besprechungen, im Hotel, beim Weg zum Training, usw. Da habe ich logischerweise keinen Einblick. Auf dem Platz herrschte volle Konzentration. Ich würde nachbetrachtet von der Wichtigkeit alle im Training involvierten Trainer auf eine Stufe stellen. Da gibt es keinen, der wichtiger ist als der andere. Alle arbeiten im Team, Breitenreiter trägt die Verantwortung und teilt seine Mitarbeiter im Hintergrund ein.

Welche Spiele sind dir in positiver oder negativer Weise besonders aufgefallen? 

Absolut positiv war die eine Variante des “Hösche”, wie in meinem Bericht beschrieben. Die war sichtlich für alle Spieler lustig, lockerte den ansonsten konzentrierten und fokussierten Blick der Spieler auf. Auch das ist ganz wichtig für einen Trainer. Man kann und muss von den Spielern sehr viel verlangen dürfen, insbesondere im Profigeschäft. Man muss aber auch dann die Fähigkeit haben, den richtigen Zeitpunkt für solch eine Übung zu finden. Spaß gehört immer dazu, auch bei den Profis. Negative Eindrücke: Fehlanzeige.

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Was kann man taktisch in dieser Saison nach deinen Erkenntnissen von Schalke 04 erwarten? Was wird anders als in der vergangenen Saison?

Puh, da müsste ich mich jetzt sehr weit aus dem Fenster lehnen, da ich wie eingangs erwähnt kaum Spiele von Schalke über 90 Minuten verfolgt habe. Und das ist aber extrem wichtig um überhaupt eine genaue Analyse treffen zu können. Das was ich aus den fünf Tagen entnehmen konnte, ist einfach erklärt: Breitenreiter möchte bereits im Spielaufbau mehr Tempo und auch mehr Risiko, speziell von den Innenverteidigern, sehen. Kein langsames Quergeschiebe oder Abwarten, ein kontrolliertes, zügiges und einstudiertes Herausspielen mit vielen Bällen in die Tiefe bzw. diagonal in die Breite. Und genau das haben sie schon ansatzweise trainiert, hier ist aber noch sehr sehr viel Luft nach oben. Ansonsten möchte er von einem gesicherten Zentrum viele Bälle erobern, und schnell in die Spitze umschalten. Wo wir wieder beim Thema Strategie-Entwicklung wären: Was kommuniziere ich nach außen, was verlange ich von den Spielern? Können diese das überhaupt umsetzen? Wenn ja: Welche Varianten gibt es? Wenn nein: Warum nicht? Eines fällt mir noch ein bezüglich des Testspiels gegen Klagenfurt: Ich hatte auf der Tribüne das Gefühl, dass Schalke phasenweise Angriffspressing – auch so ein modernes Trainerwort – spielen wollten. Das hat aber nie wirklich geklappt. Weil erstens Klagenfurt im 4-4-2 System sehr kompakt war, und zweitens weil Schalke mit einer neu zusammengewürfelten Mannschaft auflief. Es gab genau eine für mich 100-prozentig erkennbare Pressingsituation, die wahrscheinlich auch von der Bank so kommuniziert wurde. Und das war nach einem Treffer, als der Gegner Anstoß hatte. Fairerweise muss man sagen, das haben sie bis dato noch nicht trainiert. Und ich habe zum Beispiel die Einstellung: Das, was ich nicht trainiere, kann ich von den Spielern nicht verlangen.

Wie beurteilst du die Stimmung in der Mannschaft, zwischen den einzelnen Spielern und zwischen Spielern und Trainer Team?

Zur Abwechslung einmal eine kurze Antwort: Sehr gut.

Zu Anfang des Trainingslagers gab es Auseinandersetzungen zwischen Fans und Profis. Wie bewertest du den Vorfall?

Mittlerweile weiß ich, dass es “wichtige Fans” einer bekannten Fangruppe waren. Ich möchte mich zu solchen Personen gar nicht wirlich äußern. Aus einem anfänglichen “Lausbubenstreich” wurde dann, spätestens als die ganze Schalker Mannschaft inklusive Trainerteam hinter Neustädter stand, plötzlich Ernst. Entweder man ignoriert solche Personen und lässt sich gar nicht auf solch ein Niveau herab. Oder man macht es genauso wie die Schalker: Sie stehen alle zusammen und zeigen den Fans Stärke und Zusammenhalt. Ich würde den Vorfall nicht überbewerten, so ist halt nun Mal das Profigeschäft. Da muss man durch.