Wir werden nie Deutscher Meister. Das schallt uns seit Jahren in vielen Bundesligastadien entgegen. Seit der durch die WAZ verbreitete Meldung, sich am Saisonende von Felix Magath zu trennen, komme ich zu der Erkenntnis: Stimmt, wir werden tatsächlich nie mehr Deutscher Meister!
Ich werde es wohl nicht mehr erleben, dass eine glückliche Truppe in Königsblau die Meisterschale in den Gelsenkirchener Himmel reckt. Schalke ist und bleibt der FC Chaos 04 - ein Verein, in dem Emotionen den Verstand der Entscheidungsträger vernebeln. Geht es wirklich um den Felix Magath, der von allen Gruppen im Verein noch vor 1 ½ Jahren als Heilsbringer empfangen wurde und nach dem letzten Heimspiel der (vierten) Vizemeistersaison der Neuzeit gegen Bremen im Mai letzten Jahres stürmisch gefeiert wurde? Ja, er ist es.
Man wusste, mit wem man sich einlässt. Die Philosophie des Felix Magath, viel auszuprobieren und diejenigen, die nicht mitziehen, wieder auszusortieren, war bekannt. Doch auf Schalke mal ein Experiment zu wagen und auch durchzuziehen, ist wohl unmöglich. Eine Allianz von beleidigten Leberwürsten (Dachverband), pubertären Berufsprotestlern (Ultras), nostalgischen Heulsusenschalkern, ewigen Traditionalisten („Der Bordon hätte das auch gekonnt...“) und auf Boulevardniveau schreibenden Medien (Reviersport, WAZ) hat es geschafft den Aufsichtsrat zu dieser Entscheidung zu drängen.
Was mich am meisten ärgert ist, dass noch vor wenigen Jahren (Ära Slomka, Müller, Rutten) der berechtigte Tenor vom untrainierbaren Sauhaufen, dem mal durch einen Trainer/Manager ordentlich der Allerwerteste aufgerissen werden müsste, vorherrschte. Dann kommt endlich ein starker Trainer, der genau dieses Profil erfüllt und überfällige strukturelle Änderungen vornimmt - und dann ist auch das verkehrt. Veränderungen tun nun mal weh, sie sind oft unpupolär und wirken sich nicht sofort aus. Aber die oben beschriebene Allianz der Beleidigten möchte wohl, dass auf Schalke alles so bleibt, wie es ist: volkstümlich oder besser volksdümmlich, alle sollen sich lieb haben und die Presse kriegt wie zu Assauers Zeiten ständig Interna gesteckt. Der schön heimelige und belächelte FC Chaos 04.
Mit dem Schmoren im eigenen Saft drehte sich der Verein jahrelang im Kreis, die Blutauffrischung von außen hat den Verein ganz schön aufgeschreckt, aber das war auch dringend notwendig.
Klar: Den Transfer so mancher Spieler habe ich auch nicht nachvollziehen können und die Kartenpreise halte ich auch für diskutabel. Doch die ewigen Kritiker sollten mal darüber nachdenken, wer uns in die strukturelle, sportliche und finanzielle Situation gebracht hat: die Arä Assauer/Müller. Zehn Jahre sind wir der Schale mit untauglichen Mitteln und psychisch nicht robusten Trainern und Spielern hinterher gerannt - oder habt ihr die Schande vom 12. Mai 2007 in Dortmund schon vergessen? Schon vergessen die Transfers von Grossmüller, Streit, Ze Roberto, Engelaar (die Liste ließe sich verlängern), aberwitzige Gehälter für Durchschnittsspieler (Asamoah, Altintop, Jones) oder die Tatsache, dass es auf Schalke erst unter Magath wieder dringend benötigte Transfererlöse gab?
Nein Leute, Felix Magath ist zum Aufräumen eines Saustalls geholt worden. Anstatt den Mann seine Mission erfüllen zu lassen, bis 2013 die verdammte Schale nach GE zu holen, bleibt nun ein großer Scherbenhaufen liegen. Renommierte oder innovative Trainertypen wie Tuchel, Rangnick oder Klopp werden einen großen Bogen um die Arena machen.
Ich hätte da einen Vorschlag für die Allianz der Beleidigten: Peter Neururer. Und alles ist wieder so, wie ihr es wollt.
Glückauf!
Oliver Attermeyer ist 1. Vorsitzender des Fanclubs Emspower Rheine.
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